Heizsysteme

Solarwärme: Lohnt sich eine Solarthermie-Anlage?

25.07.2023
8 Min. Lesezeit

Solarthermie-Anlagen nutzen die Kraft der Sonne, um Wärme für Heizung und Warmwasser zu erzeugen. Doch lohnt sich die Investition wirklich? In diesem Artikel erfahren Sie, unter welchen Bedingungen sich eine Solarthermie-Anlage rechnet und wie sie optimal mit anderen Heizsystemen kombiniert werden kann.

Was ist Solarthermie?

Bei der Solarthermie wird Sonnenstrahlung direkt in Wärme umgewandelt. Im Gegensatz zur Photovoltaik, die Sonnenlicht in Strom umwandelt, erzeugt die Solarthermie Wärme, die für die Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung genutzt werden kann.

So funktioniert eine Solarthermie-Anlage

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Sonnenkollektoren auf dem Dach nehmen die Sonnenstrahlung auf und erwärmen eine Wärmeträgerflüssigkeit (meist Wasser mit Frostschutzmittel).

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Die erwärmte Flüssigkeit wird durch eine Umwälzpumpe zu einem Wärmetauscher transportiert.

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Im Wärmetauscher wird die Wärme an das Brauchwasser oder das Heizungswasser abgegeben.

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Ein Pufferspeicher speichert die Wärme, damit sie auch dann zur Verfügung steht, wenn die Sonne nicht scheint.

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Eine Regelung steuert das System und sorgt für einen optimalen Betrieb.

Arten von Solarthermie-Anlagen

Flachkollektoren

  • Günstigere Anschaffungskosten (ca. 500-800 CHF/m²)
  • Etwas geringerer Wirkungsgrad
  • Robust und langlebig
  • Gut für Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung

Röhrenkollektoren

  • Höhere Anschaffungskosten (ca. 800-1.200 CHF/m²)
  • Besserer Wirkungsgrad, besonders bei niedrigen Außentemperaturen
  • Empfindlicher gegenüber mechanischen Einflüssen
  • Ideal für Heizungsunterstützung

Wirtschaftlichkeit: Wann lohnt sich Solarthermie?

Investitionskosten

Die Kosten für eine Solarthermie-Anlage hängen von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Größe und Art der Anlage:

AnlagentypKollektorflächeSpeichergrößeKosten (inkl. Installation)
Nur Warmwasser4-6 m²300-400 Liter8.000-12.000 CHF
Warmwasser + Heizungsunterstützung10-15 m²800-1.000 Liter15.000-25.000 CHF
Großanlage für MFH20-40 m²1.500-3.000 Liter30.000-60.000 CHF

Einsparungen und Amortisation

Beispielrechnung für ein Einfamilienhaus

Ausgangssituation:
- 4-Personen-Haushalt
- Warmwasserverbrauch: 200 Liter/Tag
- Jährlicher Energiebedarf für Warmwasser: 3.500 kWh
- Bisherige Kosten mit Ölheizung: ca. 700 CHF/Jahr

Solarthermie-Anlage:
- 6 m² Flachkollektoren
- 400-Liter-Speicher
- Investitionskosten: 10.000 CHF
- Fördermittel: 2.000 CHF
- Netto-Investition: 8.000 CHF

Einsparung:
- Solare Deckungsrate für Warmwasser: 70%
- Jährliche Einsparung: ca. 490 CHF
- Amortisationszeit: ca. 16 Jahre
- Lebensdauer der Anlage: 25-30 Jahre

Fazit: Nach der Amortisation erwirtschaftet die Anlage für weitere 9-14 Jahre einen Gewinn. Bei steigenden Energiepreisen verkürzt sich die Amortisationszeit entsprechend.

Faktoren, die die Wirtschaftlichkeit beeinflussen

Standort und Ausrichtung

Optimale Ausrichtung: Süden, Neigung 30-45°. Abweichungen reduzieren den Ertrag um bis zu 30%.

Gebäudestandard

In gut gedämmten Gebäuden mit Niedertemperaturheizung ist die Heizungsunterstützung effektiver.

Warmwasserverbrauch

Je höher der Warmwasserverbrauch, desto wirtschaftlicher ist die Solarthermie-Anlage.

Energiepreise

Steigende Preise für fossile Brennstoffe verbessern die Wirtschaftlichkeit der Solarthermie.

Nutzungsdauer

Mit 25-30 Jahren Lebensdauer amortisieren sich die Anlagen auch bei längeren Amortisationszeiten.

Systemintegration

Optimale Einbindung in das bestehende Heizsystem erhöht die Effizienz und Wirtschaftlichkeit.

Kombination mit anderen Heizsystemen

Solarthermie-Anlagen werden selten als alleiniges Heizsystem eingesetzt, sondern meist in Kombination mit anderen Wärmeerzeugern. Hier die besten Kombinationsmöglichkeiten:

Solarthermie + Wärmepumpe

Eine ideale Kombination: Die Solarthermie-Anlage entlastet die Wärmepumpe in den Übergangszeiten und im Sommer. Die Wärmepumpe springt ein, wenn die Solaranlage nicht genug Wärme liefert.

Synergie-Effekt:

Solarthermie + Pelletheizung

Die Solarthermie-Anlage übernimmt die Wärmeversorgung im Sommer, während die Pelletheizung in der kalten Jahreszeit zum Einsatz kommt. So kann die Pelletheizung in den Sommermonaten komplett ausgeschaltet werden.

Synergie-Effekt:

Solarthermie + Gas-/Ölheizung

Auch bei bestehenden fossilen Heizsystemen kann eine Solarthermie-Anlage sinnvoll sein. Sie reduziert den Verbrauch fossiler Brennstoffe und verlängert die Lebensdauer des Heizkessels durch weniger Brennerstarts.

Synergie-Effekt:

Fördermittel für Solarthermie

In der Schweiz werden Solarthermie-Anlagen durch verschiedene Programme gefördert. Die Förderhöhe variiert je nach Kanton und Gemeinde:

  • Kantonale Förderprogramme: Je nach Kanton zwischen 1.000 und 5.000 CHF für Einfamilienhäuser
  • Gemeindezuschüsse: Zusätzliche Förderung durch viele Gemeinden
  • Steuerliche Vorteile: Die Investitionskosten können in den meisten Kantonen von der Steuer abgesetzt werden

Aktuelle Informationen zu Fördermitteln finden Sie in unserem Artikel "Fördermittel für den Heizungstausch" oder auf der Website von EnergieSchweiz. Gerne beraten wir Sie auch persönlich zu den aktuellen Fördermöglichkeiten.

Vor- und Nachteile von Solarthermie

Vorteile

  • Nutzung einer kostenlosen und unerschöpflichen Energiequelle
  • Reduzierung der Heizkosten um bis zu 30%
  • Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen
  • CO2-Einsparung und Umweltschutz
  • Lange Lebensdauer (25-30 Jahre)
  • Wertsteigerung der Immobilie
  • Attraktive Fördermittel

Nachteile

  • Hohe Anfangsinvestition
  • Lange Amortisationszeiten (10-20 Jahre)
  • Abhängigkeit von Sonneneinstrahlung und Wetter
  • Zusätzliches Heizsystem notwendig
  • Platzbedarf für Speicher und Technik
  • Regelmäßige Wartung empfehlenswert

Fazit: Für wen lohnt sich Solarthermie?

Eine Solarthermie-Anlage lohnt sich besonders unter folgenden Bedingungen:

  • Für Hausbesitzer mit langfristiger Perspektive: Die lange Amortisationszeit erfordert einen langfristigen Planungshorizont.
  • Bei hohem Warmwasserverbrauch: Familien mit Kindern profitieren besonders von der Warmwasserbereitung durch Solarthermie.
  • Bei günstigen Standortbedingungen: Südausrichtung des Daches und wenig Verschattung sind ideal.
  • Bei Neubau oder anstehender Heizungssanierung: Die Integration in ein neues Heizsystem ist einfacher und kostengünstiger.
  • Bei ökologischer Motivation: Wer seinen CO2-Fußabdruck reduzieren möchte, für den ist Solarthermie eine gute Wahl.

Solarthermie ist eine bewährte und zuverlässige Technologie, die einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Auch wenn die finanziellen Einsparungen nicht immer im Vordergrund stehen, bietet sie doch eine gute Möglichkeit, unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden und die Umwelt zu schonen. Mehr zum Thema Umweltauswirkungen verschiedener Heizsysteme finden Sie in unserem Artikel zur CO2-Bilanz verschiedener Heizsysteme.

Für eine individuelle Beratung zu Ihrem Gebäude empfehlen wir Ihnen, einen Fachbetrieb zu konsultieren oder unseren Heizungsrechner zu nutzen. Oder kontaktieren Sie uns direkt für eine persönliche Beratung.

Quellen: Bundesamt für Energie (BFE), EnergieSchweiz, Swissolar, Minergie